KOMMENTAR │ Trügerisch schön

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Die Fördermaßnahmen der Bundesregierung für Familien im Zuge der Corona-Krise sind nicht so gut wie sie scheinen. Besonders offensichtlich wird das bei den Alleinerziehenden: Bundestag und Bundesrat hatten in ihren Corona-Konjunkturpaketen eine Verdoppelung des Entlastungsbetrags für Alleinerziehende beschlossen. Er steigt in diesem und im kommenden Jahr von 1.908 Euro auf 4.008 Euro. Allerdings profitieren 15 Prozent der Alleinerziehenden nicht von dem für sie vorgesehenen Steuerfreibetrag, weil sie zu wenig verdienen und keine Steuern zahlen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Die übrigen Alleinerziehenden würden von der Verdoppelung nur in sehr unterschiedlichem Maße profitieren, berechneten die Experten der Partei. Während 50 Prozent zwischen 9,45 und 472,41 Euro pro Jahr mehr in der Tasche hätten, würden Spitzenverdiener mit bis zu 945 Euro zusätzlich entlastet. Die Folge: Alleinverdienende mit dem geringsten Einkommen gehen leer aus, Besserverdienende profitieren stärker als Geringverdienende. Gerecht ist diese soziale Unwucht nicht.

Nicht so gut wie er scheint ist auch der beschlossene Kinderbonus für alle Familien: Hier erhalten Familien zweimal 150 Euro, ausgezahlt mit dem Kindergeld. Der Bonus wird allerdings mit dem Kinderfreibetrag verrechnet und ist deshalb für viele Familie in Wirklichkeit geringer als er aussieht. Für Familien, die vom Steuerfreibetrag profitieren, wird sich der Bonus daher kaum auswirken, und das bereits bei mittleren Einkommen. Zeigen wird sich das aber erst im nächsten Jahr auf dem Einkommenssteuerbescheid. Aber auch unabhängig von diesem steuerlichen Effekt – die Entlastung durch die doppelte Einmalzahlung dürfte für viele überschaubar sein. Familien sind in dieser Zeit hoch belastet. Sie hätten wahrlich mehr verdient: eine monatliche Förderung für alle Familien von 300 Euro, und zwar über die gesamte Dauer der Corona-Krise. Der Eindruck, der jetzt bleibt, ist glanzlos: Während Lufthansa & Co. mit Milliardeninvestitionen gestützt werden, bleibt für Familien nicht mehr als ein flüchtiges Wetterleuchten. Ein politisches Bekenntnis für die gesellschaftserhaltende Familie in Zeiten der Krise sieht anders aus, aber allein, der Wille fehlt!      

Ulrich Hoffmann, Präsdident des Familienbundes der Katholiken