Die Lineamenta zur Vorbereitung der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode im Vatikan 2015

· Stellungnahmen

Der Familienbund der Katholiken begrüßt den Fragebogen zur Vorbereitung der Bischofssynode mit dem Thema „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“. 
Der Familienbund der Katholiken übernimmt Verantwortung in Politik und Gesellschaft und er übernimmt sie als Teil der Kirche. Deshalb antwortet der Familienbund der Katholiken in dieser Stellungnahme auf ausgewählte Fragen, vor allem da, wo es um politische Themen geht.  

9. Welche humane Pädagogik sollte  – in Übereinstimmung mit der göttlichen Pädagogik – angewandt werden, um besser zu verstehen, was von der Pastoral der Kirche im Hinblick auf das Wachstum im Leben der Paare hin auf eine zukünftige Ehe gefordert wird? (vgl. Nr. 13).

Eine Pädagogik,  

  • die Paare ermutigt und ihnen hilft, ihre Paarbeziehung und die Beziehung zu ihren Kindern gut und erfüllend zu gestalten,
  • die Paaren und Eltern den Blick dafür eröffnet, dass ihr alltägliches  Füreinander-Dasein und ihre unspektakuläre gegenseitige Fürsorge gelebte Leib- und Seelsorge ist in einer Intensität wie sie kein amtlicher Seelsorger je erbringen kann; und dass gelebte Familiengeschichten getaufter Christen immer schon auch gelebte Kirchengeschichten sind.
  • die Paaren und Eltern deutlich werden lässt, dass Gott immer schon in ihrer Mitte ist und ihnen in der Verkleidung ihres konkret gelebten Lebens begegnet
  • die Paare und Eltern nicht mit Forderungen der Pastoral konfrontiert, sondern ihnen hilft, die Gegenwart Gottes in ihrem alltäglichen Lebens zu erspüren

15. Die christliche Familie lebt unter dem liebenden Blick des Herrn und wächst in der Beziehung zu Ihm als echte Gemeinschaft des Lebens und der Liebe. Wie kann die Spiritualität der Familie entwickelt und wie kann den Familien geholfen werden, ein Ort des neuen Lebens in Christus zu sein? (vgl. Nr. 21)

Vgl. Antwort zu Frage 9.

18. Wie kann die Familie als ein in vielfacher Hinsicht einzigartiger Ort zur Verwirklichung der Freude am Menschsein dargestellt werden?

Indem man die real existierenden Familien nicht so sehr an idealen Familienbildern misst, sondern sie bestärkt in dem, was sie sind und ihnen hilft, ihr Zusammenleben in guter erfüllender Weise zu gestalten.

 

20. Wie kann man dabei helfen zu verstehen, dass niemand von der Barmherzigkeit Gottes ausgeschlossen ist und wie kann diese Wahrheit in der pastoralen Tätigkeit der Kirche im Hinblick auf die Familien, besonders den verletzten und schwachen gegenüber, ausgedrückt werden? (vgl. Nr. 28)

Indem man die Menschen die Barmherzigkeit Gottes erfahren lässt und sie anstatt sie auszuschließen auf ihrem Weg hilfreich begleitet.

22. Was kann im Fall der verschiedenen Formen von Verbindungen – in denen verschiedene menschliche Werte festgestellt werden können - getan werden, damit die Männer und Frauen von Seiten der Kirche den Respekt, das Zutrauen und die Ermutigung, im Guten zu wachsen spüren, und wie kann ihnen geholfen werden, zur Fülle der christlichen Ehe zu gelangen? (vgl. Nr. 25)

Siehe Antwort zu Nr. 20

26. Wird die Zusammenarbeit mit den sozialen und politischen Institutionen im Dienst der Familie in ihrer vollen Bedeutsamkeit erkannt? Wie wird sie tatsächlich umgesetzt? Von welchen Kriterien soll man sich leiten lassen? Welche Rolle können dabei die Familienvereinigungen spielen? Wie kann diese Zusammenarbeit auch von der offenen Anklage der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Prozesse, welche die Realität der Familie bedrohen, getragen werden?

Maßgeblicher parteipolitisch unabhängiger, konfessioneller Familienverband in Deutschland ist der Familienbund der Katholiken (FDK). Er setzt sich für die Stärkung und Förderung von Rechten und Rahmenbedingungen für Familien auf nationaler und internationaler Ebene ein. Er ist Ansprechpartner und Lobby für alle Familien und engagiert sich in der Vertretung und Koordinierung familienbezogener Anliegen in Kirche, Staat, Gesellschaft und Politik. Der Familienbund ist auf allen politischen Ebenen sowie innerkirchlich für Familien aktiv.

Der Familienbund der Katholiken wurde auf Initiative der deutschen Bischöfe und engagierter, profilierter Laien 1953 in Würzburg gegründet. Mitglieder im Bundesverband sind seine Diözesan- und Landesverbände sowie 15 katholische Verbände. Einzelmitgliedschaften von Familien und Familiengruppen bestehen in der Regel in den Diözesanverbänden.

Der Familienbund der Katholiken greift die sich wandelnden Probleme und Bedürfnisse der Familien auf. Dabei stützt er sich auf die Erfahrungen und Kenntnisse seiner Mitglieder sowie auf Ergebnisse familienwissenschaftlicher Forschung. Er orientiert sich am biblischen Gerechtigkeitsverständnis, den Grundsätzen der katholischen Soziallehre, die im Dialog mit den anderen christlichen Kirchen steht, sowie an der eigenen Programmatik. Er zeigt politische Handlungsschritte und konkrete Lösungen auf. Von allen Institutionen, die Einfluss auf das Wohlergehen von Familien haben, erwartet er Unterstützung und bietet ihnen Zusammenarbeit an. Konkret wird dies in der Verbandstätigkeit.

27. Wie kann man die Beziehung zwischen Familie, Gesellschaft und Politik zum Wohl der Familie begünstigen? Wie kann die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und der Staaten für die Familie gefördert werden?

Der Prozess der europäischen Integration und des Zusammenwachsens  der Mitgliedsstaaten der EU im Sinne einer politischen  Union führt im Bereich der Familienpolitik zu einem erhöhten Regelungs- und Anpassungsbedarf. Auch auf EU-Ebene muss dabei Familienpolitik als Querschnittspolitik betrachtet werden. Da in der EU den sozialen und gesellschaftlichen Aspekten die gleiche Bedeutung beizumessen ist wie den wirtschaftlichen, ist der elementar zum Gesellschaftsmodell der  Europäischen Gemeinschaft gehörende Familienbezug vertraglich abzusichern. Der Familienbund der Katholiken tritt dafür ein, dass im EU-Vertragswerk Familien und Familienpolitik ausdrücklich Berücksichtigung  finden. Auch in den künftigen Verfassungsgrundlagen der Gemeinschaft müssen Familien in ihren unterschiedlichen  sozial-kulturellen Ausprägungen den ihrer gesellschaftlichen Bedeutung gemäßen Platz finden. Die Familie bildet eine Grundeinheit der europäischen Sozialordnungen; ihr Anspruch auf Förderung ist unmissverständlich zu verankern. Es muss sichergestellt sein, dass die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen EU-weit insgesamt mehr Chancengleichheit für die Verwirklichung von Lebensentwürfen mit Kindern
bieten. Bei der Weiterentwicklung der Politik der „sozialen Mindeststandards“ darf auf dem Weg zu einer sich mittelfristig allmählich annähernden gemeinsamen Familienpolitik nicht der niedrigste Standard in den einzelnen Maßnahmefeldern zum Maßstab werden. Einzelstaatliche Maßnahmen mit familienpolitischen Bezügen sollten möglichst koordiniert und in ihren Wirkungen aufeinander abgestimmt werden. Ein echtes „Europa der Bürger“ kann nach unserer Auffassung nur entstehen, wenn mehr Transparenz, Informationsaustausch und Weitergabe beispielhafter Initiativen realisiert werden. Die Zusammenarbeit der familienorientiert arbeitenden Verbände auf staatenübergreifender Ebene muss verstärkt und durch die jeweiligen Einzelstaaten unterstützt werden. (z.B. FAFCE)


42. Eine großzügige Elternschaft braucht Strukturen und Instrumente. Lebt die christliche Gemeinschaft eine effektive Solidarität und Subsidiarität? Wie? Ist sie mutig, wenn es darum geht, auch auf sozialpolitischer Ebene durchführbare Lösungen vorzuschlagen? Wie kann zu Adoption und Pflegschaften, als hohes Zeichen fruchtbarer Großzügigkeit, ermutigt werden? Wie kann die Sorge um und der Respekt gegenüber den Kindern gefördert werden?

Der Familienbund der Katholiken ist eine hörbare Stimme der Familien in Politik, Gesellschaft und Kirche. Er setzte sich bei Entscheidungsträger/innen für Familiengerechtigkeit ein und stellt Forderungen für bessere soziokulturelle und ökonomische Lebensbedingungen für Familien und ihre Kinder.  Er setzt sich somit für das Wohl aller Familien ein.  Auch als Träger von Familienbildung und Familienferienangeboten (insbesondere für einkommensschwache Familien)  ist der Familienbund gelebte Familiensolidarität.

Katholische Kindertagesstätten, Schulen sowie Familienbildungs- und -ferienstätten sind eine wichtige Unterstützung und Ergänzung für Familien. Hier ist Kirche aufgefordert, ihre Angebote zu erhalten bzw. auszubauen.

Kinder sind die wichtigste Ressource unserer Zukunft. Daher ist es die gemeinsame Verantwortung aller Sozialbereiche, Dienstleistungen zur Unterstützung und Förderung von Familien bereitzustellen. Der FDK forderte z.B. die Verbesserung der Qualität der in der Bildung, kämpft gegen Kinderarmut und für besseren Kinder- und Jugendschutz.

Zeit für Kinder und Zeit für Bindungen sind eine wichtige Ressource für ein gelingendes Familienleben und ein gutes Aufwachsen für Kinder. Der FDK setzte sich für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Wir fordern neue Zeitmodelle für Eltern und eine bessere finanzielle Förderung der Kindererziehung. Nach dem Verständnis des Familienbundes der Katholiken sind Familienarbeit und Erwerbsarbeit gleichwertig. Die Familienarbeit ist auch in der Einkommensverteilung stärker als bisher zu berücksichtigen.

Die Stimme der Kinder wird innerkirchlich bei Pfarrgemeinderatswahlen durch ein Familienwahlrecht berücksichtigt.  


44. Wie bekämpft die Kirche die Plage der Abtreibung; und fördert sie eine wirksame Kultur des Lebens?

Durch einschlägige Beratung (Schwangerschaftsberatung, Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung). Es ist allerdings ein Faktum, dass durch den Ausstieg aus der gesetzlichen Schwangerschaftsberatung nur noch ein ganz geringer Teil von Frauen in Konfliktsituationen sich an die katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen wendet. Der Verein Donum vitae unterbreitet als Form katholischen Laienengagements weiterhin ein katholisch profiliertes Beratungsangebot im Rahmen der gesetzlichen Schwangerschaftsberatung an.

45. Ihre erzieherische Sendung zu erfüllen ist nicht immer leicht für die Eltern: finden sie in der christlichen Gemeinschaft Solidarität und Unterstützung? Welche Wege der Bildung sind vorzuschlagen? Welche Schritte sind zu unternehmen, damit die erzieherische Aufgabe der Eltern auch auf sozio-politischer Ebene anerkannt wird?

Es ist eine wichtige Aufgabe der Kirche, konkrete Leistungen durch unterstützende, ergänzende und entlastende Dienste zu erbringen, womit zugleich die Elternverantwortung und damit die Erziehungskompetenz gestärkt werden.  Da die Anforderungen und Aufgaben von Familien sich ständig ändern, ist ein differenziertes Angebot unerlässlich. Familienbezogene Dienste haben vor allem die Aufgabe, der Entstehung von Problemen vorzubeugen und zu einem gelungenen Familienleben beizutragen. Zu den familienunterstützenden Diensten zählen: Partnerschafts-, Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Schwangerenberatung, Erziehungsberatung, Trennungs- und Scheidungsberatung, ebenso Angebote der Familienbildung und Familienerholung.

Eine wichtige Unterstützung für Eltern bei der Bewältigung der komplexen gesellschaftlichen Anforderungen sind katholische Kindertageseinrichtungen. Hier bietet sich die Möglichkeit, Angebote der Familienbildung zu verstärken z.B. durch Einrichtung von Familienzentren. Die Elternbeteiligung sollte durch geeignete Angebote an Kitas und Schulen gefördert werden, was zu einer Stärkung der Elternkompetenz beitragen kann. Der Familienbund fördert Elternbildung durch Angebote von Erziehungskursen wie „kess erziehen“. Die finanzielle Förderung der Familienbildungsstätten sowie der Familienferienstätten muss ausgebaut werden.  Die Familie ist in der Regel der soziale Raum, wo Kinder zuverlässige Beziehungen schaffen, wo sie Vertrauen gewinnen und zu unabhängigen Menschen heranwachsen. Eltern müssen daher auf sozio-politischer Ebene als die ersten und wichtigsten Erzieher von Kindern anerkannt werden und in ihrer erzieherischen Aufgabe unterstützt werden. Die Gleichwertigkeit von Familienarbeit und Erwerbsarbeit muss verdeutlicht und in konkreten Leistungen sichtbar werden. Der FDK hat dazu z.B. die Forderung nach einer finanziellen Unterstützung für die gesamte dreijährige Elternzeit ausgestellt und fordert eine bessere Berücksichtigung der Erziehungsleistung im gesetzlichen Rentensystem.

Berlin, 12. März 2015

Ansprechpartner für den Familienbund:
Matthias Dantlgraber, wissenschaftlicher Referent